Worauf muss mensch bei Wolle achten?

Foto Nahaufnahme zwei Schafe in der Herde

Auf Wolle im Winter wollen wir nicht verzichten. Ob bei Strickpullovern, Mützen, Schals, Mänteln oder Hosen. Dieses natürliche Material bietet viele Vorteile. Allerdings sollte mensch auch darauf achten woher es kommt und unter welchen Bedingungen die Tiere gehalten werden.  

 

Was ist Mulesing? 

Mulesing oder zu deutsch Mulesierung, ist eine Verfahren, das seit den 30er Jahren zur Eindämmung des Fliegenbefalls von Schafen angewandt wird. Durch das Abtrennen von Haut im Schwanzbereich soll der Befall durch Fliegenmaden verhindert werden. Meist wird es ohne Betäubung der Tiere durchgeführt und die Wunden bergen ein erhöhtes Infektionsrisiko.  

Diese Methode wird vorrangig in Großzuchtbetrieben in Australien angewandt. In vielen Ländern, darunter auch Deutschland, ist sie verboten. Um auf die Haltung der Tiere zu achten, sollte mensch ausschließlich zu mulesingfreier Wolle greifen. Außerdem kann bei kleinen Firmen oft sogar nachverfolgt werden, von welchem Bauern die Wolle kommt und wie genau die Lebensumstände der Tiere sind.  

 

Wieso hat Wolle eine schlechtere CO2 Bilanz? 

Damit die Herkunft und der Verbrauch unserer Kleidung transparent nachzuvollziehen sind, haben wir zusammen mit COKO eine Bilanz errechnet. So können wir zu jedem Kleidungsstück, abhängig vom Material, angeben wie viel CO2 bei der Produktion entsteht. Dabei ist auffällig, dass obwohl wir Bio-Wolle verwenden die Ersparnis zum nicht nachhaltigen Produkt minimal ist.  

Wieso ist das so? Einerseits liegt das an dem Vergleichswert. Der Durchschnittswert des konventionellen Produkts bezieht sich nicht explizit auf Wolle, sondern allgemein auf alle Stoffarten. Durch ausstoßärmere Stoffe wie Baumwolle, ist der Vergleichswert zu niedrig. Andererseits bleibt auch nachhaltige Wolle ein tierisches Produkt, das durch die Tierhaltung und vor allem die Fütterung mehr CO2 produziert als pflanzliche Rohstoffe. Deshalb muss bei tierischen Produkten ein explizites Augenmerk auf die artgerechte Haltung gelegt werden. 

 

Wieso dann Wolle? 

Die Vorteile, die dieses Material mit sich bringt, sind erheblich. Wolle ist ein natürliches, nachwachsendes und biologisch abbaubares Produkt. Wer also auf Kunststoffe und Plastik in der Kleidung verzichten möchte, der findet hier ein erdölfreies Material. Es gelangt beim Waschen kein Mikroplastik in das Abwasser und die Frage der fossilen Ressourcen stellt sich auch nicht. 

Wolle knittert viel weniger als andere Stoffe. Das heißt hier bekommt man einen praktischen Stoff, ohne ihn vorher mit Chemikalien behandeln zu müssen. Zu knitterfreien Stoffen haben wir bereits einen Blogbeitrag verfasst, in dem das Thema näher besprochen wird.  

Zusätzlich hat die Wollfaser von Natur aus einige Eigenschaften, an die synthetische Nacharmer nur schwer bis gar nicht herankommen. Wolle hat eine Temperatur regulierende Wirkung. Das heißt sowohl Schwitzen als auch Frieren wird verhindert. Durch die besondere Struktur der einzelnen Fasern kann Wolle sogar im Nieselregen gut tragbar sein. Die äußere Schicht ist wasserabweisend, gleichzeitig lässt sie aber Wasserdampf durchdringen, sodass sich der Stoff nicht nass anfühlt. Wer sich tiefer mit physikalischer und chemischer Zusammensetzung von Wolle befasst, stößt zudem auf eine Selbstreinigung.  Wolle riecht nicht so schnell wie andere Materialien, da sie Chemikalien absorbieren und neutralisieren kann. Was das vereinfacht bedeutet? Wir müssen Wolle nicht so oft waschen! 

 

Welche Wolle? 

Um sicher zu gehen, wo, wie und unter welchen Bedingungen die Tiere gehalten und die Wolle gewonnen wird, gibt es verschiedene Siegel. Wie oben schon erwähnt ist es besonders wichtig drauf zu achten auf mulesingfreie Wolle zurückzugreifen.

Ein weiteres Kriterium ist die kontrolliert biologische Tierhaltung (kbT), gemäß der EU-Verordnung für ökologischen Landbau. Hier sind große Weideflächen, natürliche Fortpflanzung, Verzicht von Pestiziden oder Masthilfen und das Verbot von Mulesing festgeschrieben. Außerdem gibt es den Global Organic Textile Standard (GOTS), der als Gütesiegel für biologische Naturfasern dient. Hierbei werden alle Verarbeitungsstufen der Stoffe überprüft. Die sozialen und ökologischen Voraussetzungen werden von unabhängigen Firmen geprüft.

Auch ganze Unternehmen können sich zertifizieren lassen. Für kleinere Firmen ist das ein enorm hoher Kostenfaktor. Deshalb achten wir darauf, dass unsere Stoffe mit entsprechenden Zertifikaten ausgestattet sind und setzen bei unserer Herstellung auf vollständige Transparenz gegenüber den Kunden.

Es gibt zahlreiche weitere unabhängige Zertifikate und Label, bei denen sich ein kurzer Blick auf deren Vertrauenswürdigkeit und Inhalte für Mensch und Tier lohnt.  

Tierische Materialien können Vorteile für uns und die Umwelt haben. Wichtig ist nur, auf die richtige Herkunft und Haltung zu achten. Dann hat man ein leidfreies, nachhaltiges Produkt gefunden, das einen viele Jahre begleiten wird.  

 

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Mulesing 

 

https://www.greenality.de/blog/mulesing/  

 

https://ninarein.com/pages/transparenz 

 

https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/oekolandbau/pdf/oekovo-mkulnv.pdf  

 

https://www.ecollections.de/journal/ist-schafwolle-wirklich-nachhaltig/  

 

https://www.outdoor-professionell.de/wolle-merinowolle-outdoor-vorteile-nachteile-eigenschaften/  

 

https://global-standard.org/de/der-standard/schluesselkriterien