Was steckt hinter knitterfreien Textilien?

Was steckt hinter knitterfreien Textilien?

Wie knitterfrei bist du?

Du beginnst deinen Tag, indem du dein frisch gewaschenes und faltenloses Kleid anziehst. Aber noch bevor du im Büro ankommst, ist das Kleidungsstück total knitterig und sieht aus, als hättest du es direkt aus dem Wäschekorb genommen? Egal wie gut du deine Wäsche gebügelt und gepflegt hast, nach ein paar Stunden sind die Falten wieder da?

Damit bist du nicht alleine. Es geht vielen so, dass sie hoffen, dass ein Kleidungsstück immer gut aussieht und sie selbst damit auch.

Der Wunsch nach perfektem Aussehen und knitterfreier Kleidung ist groß. Tatsächlich gibt es Textilien auf dem Markt, die versprechen knitterarm oder sogar knitterfrei zu sein. Doch weißt du eigentlich was hinter knitterfreien Textilien steckt?  

Hier findest du alle Infos zu knitterfrei 

Knitterfrei erreicht man meistens mit chemischen Prozessen in der Textilveredelung. Dabei bekommt der Stoff Eigenschaften, die er normalerweise nicht hat. Baumwolle beispielsweise hat die Eigenschaft, Feuchtigkeit aufzunehmen und diese zu speichern. Die Faser quillt auf und das Kleidungsstück wird knitteranfällig.

Eine Methode um dem Entgegenzuwirken ist die Ausrüstung mit Kunstharzen unter Einsatz von Formaldehyd. Ein gesundheitsschädliches Gas, das trotz seiner toxischen Eigenschaft bei etlichen Produkten eingesetzt wird. Es wurde von der EU sogar als wahrscheinlich krebserregend eingestuft.

Was bedeutet die Ausstattung von Kunstharzen mit Formaldehyd?

Bei der Ausstattung von Kunstharzen mit Formaldehyd, entstehen  Kunststoffe, die Formaldehyd enthalten. Die Garne aus denen später Kleidung gewebt wird, werden mit dem Kunstharz behandelt. Man kann sich das so vorstellen, dass das Garn darin gebadet wird und das Kunstharz, also das Plastik in die Fasern eindringt.

Eine andere Möglichkeit ist es, erst das fertige Kleidungsstück oder den fertig gewebten Stoff zu veredeln. Das Kunstharz kann großflächig wie eine Art Membran auf die Kleidung aufgetragen werden. 

Egal wie das Formaldehyd in die Kleidung gelangt, es wird nach und nach beim Waschen und beim Tragen wieder freigegeben. Es gehört zu den häufigsten Kontaktallergenen und sollte weder auf der Haut noch im Wasserkreislauf landen. 

 

Warum schaden uns Chemikalien?

Bei der Textilveredelung kommen dutzende, teils hochgiftige Chemikalien zum Einsatz. Sie können oft noch in den fertigen Kleidungsstücken nachgewiesen werden. Die kleinsten Mengen dieser Stoffe schaden unserer Gesundheit und der Umwelt. Die Haut, unser größtes Organ kann viele Stoffe mit der sie in Kontakt kommt aufnehmen. Unser Körper verfügt zwar über ein Entgiftungssystem, dennoch speichern sich auch Schadstoffe in unserem Körper. Vor allem bei hohen Mengen können sie nicht mehr komplett ausgeleitet werden. Es entstehen Überreaktionen und im schlimmsten Fall Allergien.

 

Warum wir gerne knittrig sind

Für unsere NINA REIN Kollektionen verwenden wir natürliche Materialien, aus biologischer und nachhaltiger Herstellung. Wir arbeiten nicht mit Polyester. Unsere Stoffe werden nicht chemisch ausgerüstet um knitterfrei oder bügelfrei zu sein. Die Stoffe bleiben so natürlich, wie möglich. Und JA, unsere Stoffe knittern. Das ist uns lieber, denn als Fair Fashion Label legen wir Wert auf unsere gesunder Haut und eine gesunde Umwelt.

Unsere Tipps für weniger Falten in der Kleidung:

1. Kurz warten nach dem Bügeln
Warte bis deine Anziehsachen abgekült sind, um sie anzuziehen. Textilien zerknittern am schnellsten, wenn sie noch feucht und warm sind.
 
2. Wie bügelst du richtig
Bügle entlang der Nähte und stelle dein Bügeleisen auf die richtige Temperatur ein. Das hilft die Anzahl der Falten zu verringern, die normalerweise über den Tag verteilt auftreten. Am einfachsten ist es mit Dampf zu bügeln. Eine Teflonsohle (kann man einfach übers Bügeleisen ziehen) schützt deine Kleidung vor Überhitzung.
 
3. Lieber ohne Trockner
Gerade wenn es keine Möglichkeit gibt die Wäsche an der frischen Luft aufzuhängen, ist der Trockner eine praktische Alternative. Aber durch die Hitze und das Trommeldrehen, das die Kleidung immer wieder knickt, geht sie auch schneller kaputt. Die Fasern werden spröde. Außerdem braucht der Trockner sehr viel Energie, was teuer ist und der Umwelt schadet.
 
4. Wenig Schleudern
Ja, beim Waschen kann man bei den meisten Maschinen die Schleuderzahl frei wählen. Mit nur 400 Umdrehungen/min, wird die Kleidung nicht so stark geschleudert und knittertbereits beim Waschen weniger. Die nasse Wäsche so glatt wie möglich aufhängen oder direkt auf einem Bügel trocknen lassen. Das spart Bügelarbeit.
 
5. Ab in die Dusche 😉

Hänge das Kleidungsstück auf einen Bügel und nimm es mit ins Bad, wenn du das nächste Mal duschst oder badest. Der Dampf, der beim Baden oder Duschen entsteht, erledigt die Arbeit. Vorsicht: Es soll dabei nicht klitschnass werden!

 

Denk dran:

Sobald du knitterfreie Bekleidung kaufst, musst  dir bewusst sein, dass diese sehr wahrscheinlich Chemikalien ausgesetzt wurde. Natürliche Materialien knittern, schaden aber weder deiner Haut noch deiner Gesundheit. Mit den oben genannten Tipps, kannst du Falten in deiner Kleidung reduzieren. Kleidung darf knittern, es ist etwas ganz natürliches und das darf mensch auch sehen.

 

 

Quellen: 

https://www.br.de/radio/bayern1/ausschlag-durch-neue-kleidung100.html

https://www.fairlis.de/post/nachhaltige-textilien-und-welche-es-nicht-sind/

https://jugend-und-bildung.de/fileadmin/user_upload_jubi/02_PDFs/Textile-Kette-Arbeitsblatt.pdf 

https://hugo-josten.de/service/textiles-lexikon/26-k/154-knitterfrei-ausruestung-knitterarm-ausruestung

https://phoodle.phwien.ac.at/pluginfile.php/330901/mod_resource/content/4/PPT_Textilveredlung_1%20Teil_2%20Teil_Kompetenzcheck_WS18.pdf

https://gruenes-kaenguru-shop.com/i/baby-und-fruehchenhaut

https://de.wikipedia.org/wiki/Textilchemikalien

 

Fotoquellen: 

 Canva.com