Schneiderinnen, Schnittmacherinnen, Näherinnen - unsere Heldinnen
Wo genau werden unsere Kollektionen verarbeitet?
Das Design unserer NINA REIN Kollektion stammt aus der Feder von Julia Ickert und entsteht in München. Die Konfektionierung unserer Kleidungsstücke findet in Litauen statt- Made in Europe also. Dort leben nicht nur unsere Schneiderinnen, sondern auch 2,8 Mio. Europäer. Das Land gehört seit 2004 zur EU. Themen wie Arbeitssicherheit und Umweltschutz sind dort genauso gesetzlich geregelt, wie in anderen europäischen Ländern. Litauen befindet sich 1,314 km östlich von Deutschland. Die kurze Distanz trägt dazu bei, dass wir unsere Transportkosten und den damit verbunden CO2 Ausstoß gering halten können. Die Landessprache ist Litauisch, aber sowohl unsere Näherinnen und Schnittmacherin als auch Julia sprechen fließend Russisch und können so kommunizieren.
Wir haben zwei unserer Näherinnen und unsere Schnittmacherin zur Produktion befragt und über sich erzählen lassen. Hier könnt ihr diese wundervollen Frauen kennenlernen.
Birute ist unsere Ansprechpartnerin für alle Organisationsthemen. Sie koordiniert die Aufträge für die anderen Girls (so nennt sie ihre Mitarbeiterinnen 😉). Sie spricht neben Litauisch auch Russisch und Englisch, da sie 10 Jahre lang in London ein Nähstudio geführt hat. Sehr früh hat sie den Beruf zur Näherin lieben gelernt und ist seit 35 Jahren in der Konfektion für mehrere Designer tätig.
Asta ist für den Plan der einzelnen Kleidungsstücke zuständig. Sobald ein Auftrag für ein neues Modell reinkommt, prüft sie ob alle Teile zusammenpassen und am Ende auch ein komplettes Teil entsteht.
Liudvika ist unsere Schnittmacherin. Sie ist gelernte Designerin und hat bis vor 15 Jahren ein Maßanfertigungsstudio geführt. Sie befasst sich mit der Konstruktion der Schnitte, der Vervielfältigung in verschiedene Größen und dem Plotten der Schnitte für Musterung und Produktion.
Jetzt zu den Fragen:...Was haltet ihr von Nachhaltigkeit in der Mode und was denkt ihr über NINA REIN?
Birute: „Ich finde Ökologie in der Mode sehr wichtig, egal ob im Fertigungsprozess oder auch bei der Stoffreste-Verwendung. Seit 2019 sind wir für NINA REIN tätig. Mir gefallen die Modelle und auch die Stoffe, die wir verwenden. Die Stoffe sind natürlich und sehen gut aus. Man hat ein angenehmes Tragegefühl und das Schöne ist, man kann sie sowohl im Alltag anziehen aber auch für festliche Anlässe. Alle NINA REIN Teile sind super. Ich nähe mit Herz und Seele! Die fertigen Kleidungsstücke sind wie meine Kinder und wie kann man seine Kinder nicht lieben?“
Liudvika: "Natürliche Materialien finde ich sehr wichtig und liebe sie auch. Dennoch gebe ich zu Bedenken, dass die Verarbeitung auch sehr wichtig ist und dementsprechend auch die Einlagen und der richtige Einsatz der Stoffe. Es muss auch funktional sein. Ein fester Hosenstoff ist für mich keine gute Wahl für ein Oberteil, so ist meine Erfahrung beim Experimentieren. Ich bin durch die Begeisterung in Julias Augen selbst beeindruckt, allein schon über die Idee hinter NINA REIN und ich bin sehr gespannt, was sich daraus entwickelt. Es steckt so viel Einsatz und Hingabe in der Umsetzung, dass ich froh bin an diesem Erfolg teilhaben zu dürfen. Die Welt braucht für jeden seine Nische und die Vielfalt macht das ganze besonders. Ich wünsche ganz viel Erfolg und Wachstum."
Was macht euch bei der Arbeit besonders viel Spaß?
Birute: "Die Herstellung von Kleidung ist Leidenschaft für mich. Egal welcher Prozess: Zuschnitt, Nähen und ganz wichtig das richtige Bügeln. An allen Fertigungsschritten habe ich Spaß, vor allem am fertigen, gelungenen Modell. Die Techniken beim Nähen sind sehr wichtig für das optimale Resultat. Alle Stoffe brauchen ihren Zugang und man muss sich sowohl mit Stoffen als auch mit den verschiedenen Techniken auskennen, um das bestmögliche Resultat zu erzielen."
Ist euch in der Produktion schonmal was schiefgelaufen?
Birute: "In 35 Jahren gab es so einige Sachen, die schief laufen können. Falsche Schnitte, fehlerhafte Lieferungen, das Portfolio ist groß und dennoch gab es eine gute Wendung. Wenn man seine Arbeit verschickt, dann fühlt man sich wie eine Mutter, die ihr Kind auf den Weg schickt und hofft alles klappt. Das Feedback des Kunden ist auch immer wichtig, ob es ihm gefällt oder ob es Probleme gibt. Beim Nähen frage ich mich immer selbst, würde ich das Kleidungsstück kaufen, wenn es diese Verarbeitung hat? Wenn ja, dann habe ich meine Arbeit richtig gemacht und stehe auch dahinter."
Asta: "Ein Fauxpas hatte ich mal mit einem blauen Stoff, auf den ersten Blick alles gut. Nachdem der Blazer zugeschnitten und vernäht war, hat man das Problem erst gesehen. Der Stoff war nicht gleichmäßig gefärbt, was erst sichtbar wurde durch die einzelnen Teile am Blazer, da diese dann farblich nicht mehr zusammengepasst haben. Fehler passieren, auch bei großen Designern, in diesem Fall Viktoria Beckham, aber auch da findet man eine Lösung. Der Stoff musste ausgetauscht werden und die Modelle wurden später genäht. Nicht angenehm, aber das passiert manchmal."
Wie sehr versucht ihr Nachhaltigkeit in euren Alltag umzusetzen? Trennt ihr Müll in Litauen?
Birute: "Litauen hat Abfallcontainer für Mülltrennung und das finde ich super. Reste aus der Textilproduktion müssen viel mehr genutzt werden, da auch aus Resten sich schöne Sachen nähen lassen."
Liudvika: "Mülltrennung ist in vollem Gange, auch wenn das noch nicht bei allen angekommen ist. Aber es gibt Müllcontainer fürs Recycling. Die Jüngeren sind viel aktiver in der Nachhaltigkeit. Ich schließe daraus, dass es eine Sache der Gewohnheit und Bildung ist. Wenn man es gewohnt ist, macht man es automatisch. Der Generationswechsel steht bevor und somit geht es in die richtige und nachhaltigere Richtung."
Was ist ein typisches, traditionelles Gericht aus Litauen?
Asta: "Cepelinai, gesprochen Zeppelinäi, und zuweilen auch Zeppelinas genannt, sind eine der Leib- und Magenspeisen der Litauer, ein Stück traditioneller, ländlicher Küche „wie bei Mutter“. Hausmannskost ist bis heute in Litauen beliebt, auch gern in modernisierter leichterer Form, doch für die Cepelinai gilt das nicht, diese gibt es meist schön traditionell."
Hat Litauen Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen? Wie ist die Situation?
Birute: "Die Situation ist sehr deprimierend für das eigene Leben, aber da muss man einen gewissen Abstand dazu gewinnen. Die Regierung unterstützte die Ukraine bereits vor dem Krieg und auch jetzt mit der Aufnahme von Flüchtlingen. Viele Bekannte nehmen Flüchtlinge auf und bieten Arbeit an. Spenden werden eingesammelt und man hilft, wo man kann. Ich hatte auch beim Austeilen und Einsammeln von Sachspenden unterstützt. Mein Wunsch ist es, dass wir Frieden haben ohne Kriege. Wir sollten uns gegenseitig schätzen und aushelfen. Beim Zusammentreffen ganz viel Lachen ohne Argwohn und Hintergedanken. Dass die Sonne immer scheint und dass wir Frieden auf unserer Erde haben."
Liudvika: "Die Ukraine hat Registrierungspunkte um die Menschen aufzunehmen und sie zu versorgen mit Lebensmittel und Schlafplätzen. Sehr viele Menschen bieten freie Wohnmöglichkeiten an und helfen gerne ehrenamtlich aus, mit Unterstützung und auch mit Sach- oder Geldspenden."
Asta: "Wir sind geschockt, wie der Rest der Welt, dass die Menschen aus der Ukraine so etwas durchleben müssen. Ich persönlich habe Geld gespendet an Organisationen, die die Ukraine mit Lebensmittel versorgen. Im Bekanntenkreis wurden Geflüchtete aufgenommen. In Litauen sind viele Geflüchtete, die die Wärme unserer litauischen Bevölkerung bekommen und diese auch schätzen. Jeden Tag werden es immer mehr Geflüchtete. Mein Wunsch ist es, dass der Krieg so schnell wie möglich zu Ende ist und alle Menschen wieder in Ruhe arbeiten und leben können, so wie früher. Alle sollen glücklich sein und sich gut einkleiden."
Wir hoffen wir konnten euch einen kleinen Einblick in das Leben unserer Schneiderinnen und unserer Schnittmacherin geben. Wir sind dankbar mit so großartigen, starken Frauen zusammen arbeiten zu dürfen. Sie sind ein großer Teil von NINA REIN, denn ohne sie würde hier nichts Zustandekommen 🖤🖤🖤